Es scheint kein Quartal zu vergehen, ohne dass irgendeine Zeitschrift einen Test zu einem Versicherungsthema veröffentlicht. So beschäftigte sich nun auch das Magazin „€uro“ in der Ausgabe 04 /2015 mit dem Thema Berufsunfähigkeitsversicherungen und titelt „Die besten Policen bei Berufsunfähigkeit“.
Beim lesen dieses Tests bin ich auf einige Inhalte gestoßen, die ich als Versicherungsmakler, der sich täglich mit dem Thema BU beschäftigt, so nicht unkommentiert lassen möchte. Auf einige der Inhalte des Artikels von €uro gehe ich deshalb nun ein.
Das €uro Magazin spricht in der Überschrift im BU-Test von „der besten“ Versicherungslösung für den Fall der Berufsunfähigkeit
DIE generell beste BU-Versicherung kann es aber meines Erachtens nicht geben, da jeder Mensch, individuell wie er ist, andere Krankheiten, Freizeitaktivitäten, und natürlich auch persönliche Pläne für die Zukunft hat. Hiervon können viele Bereiche betroffen sein, wie die Ausgestaltung des Berufes, Freizeitaktivitäten / Hobbies, familiäre Verhältnisse, Pläne für zukünftige Investitionen, Veränderung des Wohnortes, um einige beispielhaft zu nennen.
Jeder dieser Punkte kann die Entscheidung für oder gegen einen Tarif positiv als auch negativ beeinflussen. Plant z.B. ein verbeamteter Richter in Zukunft als freiberuflicher Anwalt tätig zu werden, so könnte das im Auswahlprozess zum passenden BU-Produkt in Hinblick auf die zukünftige Arbeitsstelle, und die damit verbundenen Besonderheiten (z.B. bei Beamten Entlassung oder Versetzung in den Ruhestand aufgrund Dienstunfähigkeit etc.) durchaus berücksichtigungswürdig sein. Genauso natürlich auch anders herum, wenn beispielsweise ein Angestellter einer Universität, gegebenenfalls zukünftig einmal als Professor verbeamtet wird.
Diese Punkte sollten, ich meine sogar müssen, vor jedem Abschluss einer BU-Versicherung beachtet werden, denn nicht jeder BU-Tarif bietet für jede Berufsgruppe einen passenden Versicherungsschutz. Damit meine ich nicht den Beitrag, der ja auch in diesem Test eine entscheidende Rolle zu spielen scheint, sondern die Inhalte der Versicherungsbedingungen.
€uro erklärt selbst, dass die Ergebnistabellen nur für vier Beispielfälle errechnet wurden, nämlich dem Jungstudent, dem angestellten Bankkaufmann, dem angestellten Vertriebsleiter, und dem selbständigen Frisör, jeweils mit unterschiedlichen Eintrittsalter. Hierzu 3 Anmerkungen meinerseits:
- Die genaue Ausgestaltung der Tätigkeiten jeder dieser Berufsgruppen kann extrem unterschiedlich sein, und demnach u.U. auch zu verschiedenen Einstufungen bei den jeweiligen Versicherern führen. Nehmen wir als Beispiel nur einmal den klassischen Studenten im Vergleich zu seinem Kollegen, der ein sogenanntes duales Studium mit praktischer Arbeit verbindet, und vielleicht sogar im Ausland tätig ist…oder z.B. den Vertriebsleiter, der europa- oder bundesweit im Außendienst unterwegs ist, im Vergleich zu einem Vertriebsleiter, welcher ausschließlich im Büro seine Arbeit verrichtet.
- Was ist mit den gänzlich anderen Berufen / Tätigkeitsfeldern, wie denen im Vergleich genannten, wie z.B. Ärzten, Notaren, oder dem Beamtenklientel? Klar, dass das in einem allgemeinen Test nicht abgebildet werden kann, denn das würde den Rahmen sprengen. Zudem kann unter Umständen ja weiterhin Punkt 1 (siehe oben) eine Rolle spielen.
- €uro weißt auch selbst schon im Artikel daraufhin, dass es bei den kleinsten Abweichungen vom Beispielfall zu großen Beitragsunterschieden kommen kann.
…in den allermeisten Fällen ist die Ermittlung des korrekten, individuellen Beitrags also immer erst nach einer Einzelfallbetrachtung unter Einbeziehung aller Faktoren (Gesundheitsdaten, Eintrittsalter, Hobbys, genaue Ausgestaltung der beruflichen Tätigkeit etc.) möglich, was ein pauschaler Test natürlich nicht leisten kann.
Rating von extern + 6 Zusatzkriterien + Beitrag = Gesamtergebnis?
Sehr interessant finde ich die Erläuterungen, wie letztendlich €uro die „Noten“ der einzelnen BU-Tarife im Detail vergeben hat. Im Artikel selbst gibt es nur wenig Information darüber, doch wird auf einen externen Link verwiesen, der etwas mehr Einblick in das Verfahren gewährt.
Unter diesem Link wird nun erklärt, wie man zu den Ergebnissen gekommen ist. Zunächst wird auf die Begrifflichkeit „Punktzahl Rating“ eingegangen. Jetzt wird es richtig interessant! Denn die maximal erreichbaren 100 Punkte gab es für diesen Bereich nur, wenn die Ratingagentur Franke und Bornberg GmbH den Tarif der Kategorie „Komfort“ oder „Komfort plus“ mit „hervorragend“ bewertet und ein Unternehmensrating des Anbieters vorlag, so €uro zu der Punktevergabe zur Bewertungskategorie „Rating“.
Also der erste Teil der Gesamtnote ist quasi von der externen Firma Franke und Bornberg durchgeführt worden. Wer es dann aber etwas genauer wissen will, wie denn eigentlich Franke und Bornberg dem Grunde nach BU-Verträge bewertet, soll dann doch bitte auf die Website derselbigen Firma gehen und dort nachlesen.
Quelle: www.franke-bornberg.de/ratings/
…folgt man dem im Artikel von €uro hinterlegten Link, stößt man gleich auch einen Hinweis der Ratingagentur selbst. Hieraus ein Auszug, Zitat (Hervorhebung durch Thomas Schösser):
„Hinweis zum Rating
Die Bewertungen/Ratings von Franke und Bornberg leisten einen wertvollen Beitrag zur Orientierung auf der Suche nach einer geeigneten Versicherung. Sie geben einen Überblick darüber, welche Produkte in den jeweiligen Bereichen und Kategorien insgesamt eine gute Qualität aufweisen und bereiten damit optimal auf eine persönliche Beratung vor.
Sie können jedoch eine individuelle Beratung, die auch die Prüfung des Versicherungsprodukts / der Versicherungsgesellschaft auf die Eignung für die spezielle Kundensituation beinhaltet, nicht ersetzen. Einzelheiten zu den Bewertungsverfahren von Franke und Bornberg entnehmen Sie bitte den jeweiligen Bewertungsrichtlinien.
Wir sind um ständige Aktualität und Richtigkeit der Ratinginhalte bemüht, die Nutzung der angebotenen Informationen erfolgt jedoch auf eigenes Risiko.“ Zitat Ende.
Aus meiner Sicht stellt sich immer noch die Frage, welche Kriterien im Detail genau in den Vergleich miteingeflossen sind? Vor allem muss am Ende die Frage immer lauten, passt das Produkt / der Tarif auch wirklich zu den individuellen Anforderungen des Kunden, oder wurde evtl. ein für den Kunden wichtiger Leistungspunkt gar nicht bzw. zu wenig in den Vergleich miteinbezogen?
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