In der Ausgabe 43 des Focus-Money wurden sogenannte „TOP-Tarife“ privater Krankenversicherer bewertet und miteinander verglichen. Beim lesen dieses Focus-Money-Aritkels bin ich auf so manche Aussagen gestoßen, die ich so nicht stehen lassen kann. Auf einige werde ich gleich noch näher eingehen. Zunächst aber noch etwas allgemeines.
Aus meiner Sicht gibt es ein grundlegendes Problem, das ich an solchen Tests sehe. Nämlich, dass der ein oder andere ausschließlich aufgrund eines Beitrags irgendeiner Zeitschrift einen privaten Krankenversicherungsvertrag kauft und denkt, es sei allgemein „der beste Tarif“.
Derweil weiß jeder PKV-Profi, dass es keine „beste private Krankenversicherung“, sondern lediglich eine möglichst gut passende PKV für den Einzelnen gibt, denn jeder hat andere Wünsche und Vorstellungen.
Aber nun zurück, zum Focus Money-Artikel der Ausgabe 43/2011…
Im Test wurden neben diversen Punkten im Vertragswerk der PKV auch die Finanzstärke und der Beitrag bewertet. Solch eine Bewertungsmethode ist nicht unüblich und vom Prinzip her auch erst einmal nicht verwerflich. Allerdings muss man dabei bedenken, dass es sich bei Betrachtung der Prämie immer nur um den zur Zeit zu zahlenden Beitrag handelt, der sich in Zukunft noch verändern wird. Auch ist bei einem allgemeinen Vergleich von Beiträgen keine Berücksichtigung von eventuell individuell hinzukommenden Risikozuschlägen möglich.
Obgleich sich durch diese Bewertungsmethode erklären lässt, warum neben dem Testsieger-Tarif NKBonus der HALLESCHE einige Tarife nahezu die gleiche „Gesamtnote“ erhalten, obwohl sich die Bedingungen, sprich das Kleingedruckte in einigen Bereichen sehr voneinander unterscheiden.
Nun aber mehr zur „Auswertung“ des „Sieger-Tarifs“ von Focus-Money. Vorweg noch ein Hinweis. Ich möchte den Tarif „NK Bonus“ nicht schlecht reden. Es gibt Viele Personen, deren Wünsche von den Versicherungsbedingungen dieses Tarifs richtig gut erfüllt werden. Generell auf alle PKV-Interessierten, trifft dies aber nicht zu.
Als erstes ist mir im Aritkel die Aussage „Hilfsmittel werden in aller Regel vollständig bezahlt “ aufgefallen. Zur Information an Focus-Money: Der Tarif „NK Bonus“ hat einen sogenannten geschlossenen Hilfsmittelkatalog mit einer abgeschlossenen Aufzählung von versicherten Hilfsmitteln. Zudem müssen für eine Kostenerstattung des Versicherers natürlich weitere Voraussetzungen wie z.B. die medizinische Notwendigkeit, Angemessenheit usw. erfüllt werden. Hilfsmittel die nicht aufgeführt sind, muss der Versicherer auch nicht bezahlen.
Die nächste Aussage des Artikels zum Bereich Heilmittel nämlich „Für Heilmittel wie physikalische-medzinische Therapie, Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie sowie Ergotherapie gibt es einen generellen Kostenzuschuss von 80 Prozent “ ist leider auch so nicht ganz richtig. Denn laut Bedingungen „Tarif NK Krankheitskosten-Vollversicherung Fassung Januar 2011 Teil III der Allgemeinen Versicherungsbedingungen“ der HALLESCHE Krankenversicherung Druckstücknummer PM 19 – 09.10 sind eben nicht generell 80% versichert, sondern:
„[…] 1.4 Heilmittel
Es besteht Versicherungsschutz für folgende Heilmittel:
Krankengymnastik/Bewegungsübungen, Heilgymnastik, Massagen, Packungen/Hydrotherapie/Bäder, Inhalationen, Kälte- und Wärmebehandlung, elektrische und physikalische Heilbehandlung, Elektrotherapie, Lichttherapie, Bestrahlungen, Logopädie, Beschäftigungstherapie (Ergotherapie).
Die bis zu den im Heilmittelverzeichnis (Anhang 1) genannten
Preisen erstattungsfähigen Aufwendungen werden zu 80% erstattet. […]“
…Ein kleiner aber feiner Unterschied…
Auch gibt es den von Focus Money beschriebenen „unbefristeten Versicherungsschutz auch bei weltweiten Auslandsaufenthalten“ im „NK Bonus“ leider so pauschal nicht, denn die Versicherungsbedingungen verweisen unter anderem bei einer Verlegung des gewöhnlichen Aufenthaltes in bestimmte Länder, ab Beginn des Aufenthaltes auf § 15 (3) MB/KK 2009 (Stand 01. Januar 2009) und die zugehörigen Tarifbedingungen. Außerdem hat die HALLESCHE bei diversen Konstellationen Meldefristen und weitere Punkte im Bedingungswerk hinterlegt.
Das Thema Auslandsschutz ist extrem facettenreich und bedarf einer sehr detaillierten Betrachtung. Daher gehe ich hier jetzt nicht näher darauf ein. Nur so viel, die Vertragsklauseln der HALLESCHE sehen im Ausland nicht in jedem Fall einen unbefristeten Versicherungsschutz vor. Hier gibt es bei anderen Anbietern weitaus bessere Lösungen. Also doch nicht ganz so einfach wie von Focus-Money dargestellt.
Im Artikel findet man auch die Aussage das Heilpraktikerkosten zu 80% versichert wären. Das stimmt so pauschal leider auch nicht, denn hier sieht der Tarif „NK“ neben anderen Einschränkungen zusätzlich noch eine Eurobegrenzung vor…
Eine private Krankenversicherung sollte man alleine schon aufgrund der persönliche Wünsche und der damit verbundenen individuellen Vielzahl an Auswahlkriterien nicht anhand eines pauschalen Test, der unter Umständen sogar falsche Aussagen verbreitet treffen. Dazu ist das Thema zu umfangreich und auch zu wichtig, denn ausgewählte Versicherungsschutz soll ja für den Versicherten ein Leben lang passend sein.
In den nächsten Tagen folgt mein Kommentar über den von Focus Money Test über die private Krankenversicherung für Beamte.
Weiterführende Informationen:
Kriterienfragebogen und EBOOK zur privaten Krankenversicherung